von Tina Wieczorek

Nachdem die Weltmeisterschaft in der Yngling Klasse letztes Jahr auf dem Müggelsee in Berlin ausgetragen wurde, freuten sich die Segeler und Seglerinnen darauf, die Meisterschaft in diesem Jahr in Koper in Slowenien zu veranstalten. Doch Anfang Mai kam der Schrecken für alle Beteiligten. Nach einem Todesfall sah sich der Verein in Koper außer Stande die Meisterschaft Ende Juli auszurichten. In nur 3 Monaten einen alternativen Austragungsort zu finden und die Veranstaltung neu zu organisieren schien eigentlich unmöglich. Rettung kam von den Organisatoren der Travemünder Woche. Diese veranstalteten bereits 2014 die Yngling WM und erklärten sich bereit spontan einzuspringen. Trotz der kurzfristigen Änderung fanden sich vom 24. bis 30. Juli in Travemünde 31 Boote aus 8 Nationen um den neuen Weltmeister auszusegeln. Die meisten Teilnehmer kamen dabei aus Deutschland und der Schweiz, aber auch Dänemark, Österreich, Schweden, die Niederlande, Belgien und sogar ein Team aus Australien waren dabei. Der SC Fraternitas war dabei mit zwei Booten vertreten. Frank Wersinger, Alexander Broock und Uwe Bollin auf der “Chicane”, sowie Frank Kanig, Tina Wieczorek und Yvonne Broock auf der “La Stella Marina”. Zusätzlich dazu nahmen 4 weitere Teams aus Berliner Vereinen teil.

Die beiden Teams aus dem SCF machten sich am Samstag Morgen gemeinsam auf den Weg und kamen nach etwa 4 Stunden Fahrt in der Böbs Werft in Travemünde an. An

diesem Tag  wurden nur die Boote auf dem Werft-Gelände abgestellt und die Unterkunft bezogen. Mit einem gemeinsamen Grillen wurde sich auf die folgenden Tage eingestimmt.

Die Vermessung der Boote folgte am nächsten Tag. Nacheinander wurden Segel, Rigg, Rumpf und Ausrüstung auf Regelkonformität geprüft. Direkt danach konnten die Boote ins Wasser gekrant werden. Auf dem Weg zum Liegeplatz gegenüber des Passathafens wurden dann die ersten Meter auf der Trave zurück gelegt. Im Vergleich zu vergangenen Weltmeisterschaften waren die Ynglings diesmal nicht zu Gast in einem Verein, sondern auf einer großen Segelveranstaltung, bei der zahlreiche Meisterschaften ausgetragen wurden. Entsprechend fehlte die gewohnte Infrastruktur mit Parkplätzen, Umkleideräumen und ähnlichem, die ein Vereinsgelände üblicherweise bietet. Daher wurde der Rest des Montags im Wesentlichen damit verbracht sich mit der ungewohnten Situation zu arrangieren.

Am Dienstag war es endlich soweit: bei einem Practice Race segelten die Ynglings erstmals in dieser WM in der Travemünder Bucht. Perfekt für ein erstes Training war die moderate Windstärke von 3 bis 4 Beaufort aus Nord-West. Für viele der Teilnehmenden, wie auch für die beiden Teams des SCFs, war es die erste Erfahrung mit der Yngling auf der Ostsee. Am Abend wurde die Weltmeisterschaft feierlich eröffnet. Viele der Segler und Seglerinnen kennen sich von vergangenen Veranstaltungen und so war es ein schönes Wiedersehen auf der Travemünder Überseebrücke.

Der erste Wettfahrttag begrüßte die Teams mit deutlich

fordernderen Bedingungen. Die Windstärke hatte auf 5 bis 6 Beaufort zugenommen. Und so kämpften sich die Crews durch die ersten drei Wettfahrten. Entschädigt wurden sie dafür am Abend mit einem Nationsabend. Üblicherweise bringen die teilnehmenden Nationen bei einer Yngling WM Spezialitäten aus ihrer Heimat mit um diese an einem Abend mit den anderen Seglern und Seglerinnen zu teilen. Aufgrund der diesjährigen Organisation im Rahmen der Travemünder Woche teilten sich in diesem Jahr alle Nationen einen Abend und man hatte wiederum auf der Überseebrücke die Qual der Wahl zwischen Schweizer Käse und Wein, österreichischem Gin, niederländischem Zuckerbrot, belgischen Pralinen, schwedischem Apfel-Cider, australischen TimTams, dänischem Bier, deutschen Schmalz-Stullen und vielem mehr.

Im Gegensatz zum Tag zuvor begann der Donnerstag mit zu wenig Wind, der auf Nord-Ost drehte. Dadurch wurde die Geduld der Teilnehmenden mit mehreren Startverschiebungen auf die Probe gestellt. Statt wie geplant fand der erste Start des Tages dann nicht wie geplant um 11, sondern erst nach 15 Uhr statt. Entsprechend konnten auch nur zwei Wettfahrten durchgeführt werden, bevor die Teams am Abend der Einladung zum Abendessen auf dem Großsegler “Passat” folgten.

Der nächste Tag  begann mit angenehmen 3 bis 4 Beaufort. Nach dem Winddreher am Tag zuvor stellten nun jedoch die Wellen der offenen Ostsee eine zusätzliche Herausforderung dar. Und so wie während des Tages der Wind zunahm, wurden auch die Wellen höher, bis sie bei der vierten und letzten Wettfahrt des Tages in Spitzen bis zu 1,5m erreichten. Dies sorgte dafür, dass die Ynglings die Wellen

förmlich hinunter surften und ungewohnte Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 12 Knoten erreichten. Obwohl alle nach diesem Tag deutlich erschöpft waren erklärten sich noch 5 Teams bereit in einer kurzen Show-Wettfahrt vor dem Passathafen den Besuchern der Travemünder Woche die Klasse vorzustellen. Da die Wettfahrten in der Bucht für Besucher kaum zu beobachten sind, stellte dies für viele sicher ein Highlight dar.

Der letzte Tag der Weltmeisterschaft begann wieder mit mehreren Startverschiebungen und damit wieder mit Warten. Schließlich konnte aber um 15 Uhr doch  noch die zehnte und damit letzte Wettfahrt stattfinden. Danach fuhren die Ynglings direkt zurück in die Böbs-Werft, in der zeitgleich mit zwei Kränen die Boote wieder aus dem Wasser geholt wurden.

Bei der anschließenden Siegerehrung wurde Maarten Jamin mit seinem Team Cristel Pessers und Jaap Smolders aus den Niederlanden zum Sieger gekürt.

Wir wollen uns herzlich bei der Böbs-Wert und ihren Mitarbeitern für die Bereitstellung einer Halle und das reibungslose Kranen bedanken. Außerdem bei dem Team der Travemünder Woche, das so kurzfristig die Veranstaltung der WM ermöglicht hat, insbesondere der hervorragenden Wettfahrtleitung. Ein letzter Dank geht an die Yngling Klassenvereinigung für die Organisation einer wunderbaren Meisterschaft. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.

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