Familie Hoffmann / Bollin verbrachten ihren Urlaub auf einem Katamaran auf Tenriffa. Wie schön so ein Urlaub sein kann, haben sie für uns festgehalten.
Tag 1 21.07.2014
Am Montag, 21.7. ging es los Richtung Atlantik. Mit etwas Verspätung landeten wir nach fünf Stunden Flugzeit um 16 Uhr Ortszeit in Santa Cruz im Süden Teneriffas. Von dort waren es nur noch zehn Minuten mit dem Taxi zur Marina San Miguel. Unser Skipper erwartete uns allerdings erst eine Stunde später und war gerade noch dabei, das Boot für uns herzurichten. Einen Kaffee später konnten wir dann endlich unser Reich für die nächsten zwölf Tage beziehen: einen 44-Fuß-Katamaran, ausgerichtet für acht Personen, zu viert inklusive Skipper sollte es also zu keinen Platzproblemen kommen. Nach einem Begrüßungsdrink und erstem Beschnuppern mit Boot und Skipper ging es mit dem Taxi zum Supermarkt, wo wir das Nötigste für die folgenden Tage einkauften: Bier, Wein, Sherry, Wodka und ein paar Lebensmittel. Der Taxifahrer freute sich sehr, als er unsere gefühlten zwanzig Plastiktüten sowie Wasser- und Bierpaletten sah. Zurück an Bord gab es noch Abendessen, ein paar Drinks und gegen Mitternacht verschwanden dann alle in ihre Kojen.
Tag 2, 22.07.2014
Der nächste Tag begann um 9.00 Uhr mit einem ausgiebigen Frühstück bei strahlendem Sonnenschein. Anschließend wurde das Boot und die Mannschaft startklar gemacht, um das erste Mal den Hafen zu verlassen. Schon nach wenigen Seemeilen, die wir aufgrund des geringen Windes mit dem Motor zurück legten, hatten wir eine leise Vorahnung, dass die Wellen des Atlantiks für die sensiblen Mägen der weiblichen Crewmitglieder in den kommenden Tagen zu einer Herausforderung werden könnten. Deshalb segelten wir zur Eingewöhnung erstmal nur an der Westküste Teneriffas entlang nach Los Christianos. Dort ankerten wir vor dem Strand und fuhren mit unserem Beiboot an Land. Auf der Strandpromenade gönnten wir uns für unseren ersten erfolgreichen Segeltag je einen Mojito Cubano Frozen, der jedoch aufgrund seines gewöhungsbedürftigen Aussehens nicht bei allen Crewmitgliedern Begeisterungsstürme auslöste. Wieder zurück auf dem Boot warf Siggi, unserer Skipper, den Grill an. Es gab Rinderfilet und gegrilltes Gemüse, total lecker. Mit Blick auf den inzwischen traumhaft beleuchteten Strand von Los Chistianos klang der Tag aus.
Tag 3, 23.7.2014
Der Plan sah eigentlich vor, bis nach Garachio, einem kleinen Ort im Norden von Teneriffas zu segeln. Als wir jedoch die westliche Küste absegelten, wurde der Wind immer stärker. Der Skipper studierte die Wolken und die Wellen und eröffnete uns dann, dass wir, um das geplante Tagesziel zu erreichen, ca. 10 Seemeilen mit ca. 7 Bft genau gegenan segeln müssten. Mit Blick in die bleichen Gesichter der weiblichen Crewmitglieder wurde daraufhin umdisponiert und wir fuhren in eine kleine, windgeschützte Bucht an der Westküste nahe des Ortes Los Gigantos. Dort konnten wir schwimmen, schnorcheln und lernten die Pardelas (von Uwe “Oi Oi Vögel” getauft) kennen. Diese Vögel sind total putzig, fliegen nur nachts und machen seltsame Geräusche, ähnlich dem Geschnatter von aufgeregten Frauen. Diese Vögel begleiteten uns auch in den kommenden Nächten auf den Inseln La Gomera und La Palma.
Tag 4, 24.7.2014
An diesem Tag wollten wir zur nächsten Insel, La Gomera, segeln. Wir standen daher etwas eher auf und legten nach morgendlichem Schwimmen und einem ausgiebigen Frühstück “schon” um halb zehn aus unserer Bucht ab. Mit ordentlichem Wind von 6-7 Bft erreichten wir nach ca. 40 Seemeilen die Hafenstadt Valle Gran Rey. Auch dort ankerten wir ca. 50 Meter vor dem Hafen und fuhren mit dem Beiboot an Land. Während Uwe und Siggi, die den Tag über die Schwerstarbeit an Bord verrichten mussten, es sich am Hafen auf einen Kaffee und ein kühles Bier in einem schattigen Lokal gemütlich machten, erkundeten Josi und Verena den Ort, in dem sich viele Geschäfte befinden, die von deutschen Aussteigern geführt werden. Generell ist die Lebensart auf der Insel eher alternativ, was sich auch bei den Touristen, die wir dort getroffen haben, bemerkbar machte. In einer deutschen Bäckerei (übrigens der einzige Laden, in dem nicht deutsch gesprochen wurde), kauften wir noch leckeres dunkles Brot, nahmen (im Vorbeigehen) noch einen Sex on the Beach aus einer Strandbar mit und gesellten uns wieder zu unseren tapferen Seglern. Die Rückfahrt auf dem Beiboot begann mit einer Schrecksekunde, da ein (unsichtbarer) Unholt beim Einsteigen die gute Sonnenbrille von Verenas Kopf gerissen und ins Wasser geschossen hatte. Die Brille versank sofort im ca. 7 m tiefem Wasser. Unser Skipper Siggi fuhr uns daraufhin zum Boot, holte seine Taucherbrille und fuhr mit Uwe nochmal los, die Brille zu bergen. Dies gelang auch relativ schnell und musste anschließend zünftig gefeiert werden.
Tag 5, 25.7.2014 (Freitag)
Am fünften Tag segelten wir die weiteste Strecke, von La Gomera bis zur Marina Tazacorte auf der Westseite von La Palma. Für die ca. 60 Seemeilen brauchten wir bei 3-5 Bft ca. 8 Stunden. Die Überfahrt war super, zeitweise wurden wir sogar von Delfinen begleitet. Am Abend spazierten wir noch etwas die Uferpromenade entlang, tranken ein Glas Wein in einer der unzähligen gemütlichen Bars und nahmen anschließend noch einen gemeinsamen Betthupferl an Bord zu uns.
Tag 6, 26.7.2014
An Tag 6 begannen unsere Landtage auf der wunderschönen Insel La Palma, der grünsten Insel auf den Kanaren. Da unser Skipper Siggi seit einiger Zeit auf La Palma wohnt, hatten wir den besten Guide, den wir uns wünschen konnten.
Da auch sein Auto am Hafen stand, waren wir sogar mobil. Zunächst fuhren wir vom Hafen in die Stadt Los Llanos zu einem “Bed & Bike”, das einem guten Freund von Siggi gehört, wo wir für den kommenden Tag Mountainbikes bestellten, um damit die Insel zu erkunden. Nach einem kleinen Bummel und einer “Rast” in einem Café, fuhren wir weiter in die Berge zur Finca unseres Skippers. Das Anwesen “entpuppte” sich als ein 90.000 m2 großes Gelände mit Apfelsinenplantagen, einer Pferdekoppel, mehreren Gästehäusern und einem Haupthaus mit einem super Ausblick. Am Haus wurden wir von Hildegard und Waltraud, den zwei Haus- und Hofhühnern – Mutter und Tochter – empfangen. Nach einem Kaffee und einem Spaziergang incl. Orangenernte fuhren wir wieder zurück zum Hafen. Dort wartete noch ein Highlight auf uns; die Besichtigung der “Hispania”, ein 25 m langes und 6 m breites Segelschiff, mit dem vor Jahren der spanische König an Regatten teilgenommen hat. Dieses Schiff ist der absolute Wahnsinn. Es wurden dann auch umgehend Pläne für “ein nächstes Mal” geschmiedet, um dann auch mal “Hispania” zu segeln. Der guten Tradition folgend ließen wir den Tag mit einigen Drinks an Bord ausklingen.
Tag 7, 27.7.2014
Nachdem wir uns bisher sportlich noch nicht verausgabt hatten, sollte heute ein bisschen Bewegung folgen. Doch eins nach dem andern. Nach dem Frühstück fuhr Siggi uns zum sonntäglichen Hippiemarkt, auf dem es allerhand zu sehen und kaufen gab: Schmuck, Kleidung, Lederwaren, Seifen, witzige Menschen und vieles mehr. Nach eineinhalb Stunden ging es dann weiter nach Los Llanos, die vorbestellten Mountainbikes abholen. Ein Großraumtaxi fuhr uns und unsere Räder dann in die Berge auf ca 1.400 m Höhe, wo unsere Fahrradtour startete. Von nun an ging es 40 km auf und ab, über Stock und Stein durch Wolken, Sonne und Nieselregen durch die wunderschöne und vielfältige Landschaft der Insel. Abgesehen von ein paar blauen Flecken und wenigen Schürfwunden, kamen wir nach etwa fünf Stunden gesund und munter wieder in Los Llanos beim Fahrradverleih an.
Abends gab es vom Skipper höchstpersönlich gefangenes und anschließend eigenhändig zubereitetes Thunfischsteak. Super lecker! Das hatten wir uns nach diesem Tag auch wirklich verdient!
Tag 8, 28.7.2014
Für diesen Tag hatten wir etwas ganz Besonderes geplant. Da unser Skipper nicht nur segeln, radfahren und reiten kann, sondern gleichzeitig auch noch Gleitschirmpilot ist, bot er uns an, gemeinsam mit ihm einen Tandemflug zu machen. Josi war die Erste, die es wagte, während Uwe und Verena Bilder schossen und anschließend vom Berggipfel, auf dem der Flug gestartet wurde, mit dem Jeep wieder ins Tal fuhren, um die beiden in Empfang zu nehmen. Die Bergabfahrt auf den kleinen, unbefestigten Straßen war für Uwe und Verena ein ähnliches Abenteuer wie der Flug für Josi, so das der Tandempilot und seine Copilotin bereits wieder palmesischen Boden betreten hatten, bevor sich das Auto auch nur in der Nähe befestigter Strassen befand. Nachdem nach dem ersten Flug alle und unversehrt wieder unten angekommen waren, wurde beschlossen, es lieber dabei zu belassen und stattdessen zu Mittag zu essen und anschließend in Porto Naus spazieren und Kaffee trinken zu fahren. Dabei sahen wir plötzlich etwa zwei Meilen von der Küste entfernt im Atlantik, Walfontänen hoch kommen. Leider gab der Wal nicht mehr von sich Preis. Aber auch die Fontäne war schon sehr faszinierend für uns anzusehen. Anschließend ging es noch kurz einkaufen und wieder zurück zum Schiff, wo wir den abenteuerreichen Tag gemütlichen ausklingen ließen.
Tag 9, 29.07.2014
Der ursprüngliche Plan für diesen Tag war eigentlich, nach nunmehr drei Tagen die schöne Insel La Palma wieder zu verlassen, um den Rückweg Richtung Teneriffa und somit auch langsam wieder gen Heimat anzutreten. Am Vorabend eröffneten uns die Männer nach genauestem Studieren des Wetterberichts für die nächsten Tage dann allerdings, dass es ausreichen würde, einen Tag später aufzubrechen. Das gab uns die Möglichkeit, noch einen Tag länger auf unser neuen Lieblingsinsel zu bleiben und sie noch einmal von einer ganz neuen Seite kennenzulernen. So ging es nach dem Frühstück mit dem Auto auf die andere Seite der Insel, auf der sich auch die Hauptstadt Santa Cruz de La Palma befindet. Zwischen den Städten Los Sauces und San Andres fuhren wir hoch in die Berge – teilweise auf einer unbefestigsten Straße, die nur für Allradfahrzeuge zu befahren war, nach Marco y Codero. Von dort starteten wir eine Höhlenwandertour. Elf Kilometer liefen wir durch schönste Natur und grüne Bergenlanndschaft, ganz oben an den Bergen entlang und durch sie hindurch, 24 in die Berge geschlagene Tunnel, die ursprünglich für die Wasserversorgung der Insel gebaut wurden, durchquerten wir teilweise nur gebeugt oder in der Hocke. Josi und Verena waren mit einem Helm ausgestattet, die beiden Männer hatten nur Strohhüte auf. An den Beulen in Uwes Hut konnte man allerdings hinterher gut absehen, was sein Kopf alles aushalten musste. Eine etwas größere Beule nahm er als Erinnerung auch mit zurück. Die Tour war allerdings der Hammer, weitab der touristischen Gebiete fast alleine hoch über der kompletten Fauna mit Blick in tiefe Täler, das war schon ein supergeiles Gefühl. Verdreckt, nass, aber happy fuhren wir wieder zurück zum Hafen und “unserem Schiff”.
Tag 10/11, 30.7/1.8..2014
Am 10. Tag mussten wir nun aber zurück. Das hieß um halb zehn: Leinen los und “Good bye La Palma”. Wir segelten die 60 Seemeilen zurück zur Insel La Gomera und legten uns dort wieder vor dem Hafen vor Anker. Am kommenden Tag lagen dann ca. 45 Seemeilen vor uns, zurück zu unserem Ausgangshafen auf der Insel Teneriffa. Faszinierend sind die Windverhältnisse auf dem Atlantik. Entlang der Inseln weht der Wind leicht mit ca 2 Bft, ansonsten wird das Atlantikklima vom Nord-Ost-Passat beeinflusst, der von einer Sekunde auf die andere auch mal mit über 30 Knoten blasen kann. Man kann von Weitem schon die Windveränderungen erkennen, Wie mit einer Schnur gezogen, verlaufen die Windlinien, fährt man über diese “Linie”, ist der Wind plötzlich da oder eben auch komplett weg. Ausserdem hat uns total verwundert, dass wir an einigen Tagen den ganzen Tag lang kein einziges anderes Schiff gesehen haben. Es stehen zwar grosse Schiffe (ab 34 Fuss aufwärts) in den Häfen, den Atlantik hatten wir in der Regel fast für uns ganz alleine, und das vor den Kulissen der Steilküsten der Kanarischen Inseln, Es war ganz einfach traumhaft.
Tag 12, 2.8.2014
Das letzte Frühstück an Bord war eigentlich wie die Tage zuvor auch, aber doch anders. Wir schmiedeten keine Pläne mehr für die Tagesgestaltung oder machten das Schiff segelfertig, Wir mussten Abschied nehmen. Das war ganz schön traurig, ein wunderschöner Urlaub ging zu Ende. Eines hatten wir uns und unserem Skipper Siggi versprochen: Wir kommen wieder.
Der SCF1891 bedankt sich für den schönen Beitrag zum Thema “Fahrtensegeln”
Text und Bilder : Hoffmann / Bollin